Envato, eine australische Plattform für die Lizenzierung von Fotos, Videos, Audio-Clips, Templates und vieles mehr, wird von Shutterstock gekauft. Es erscheint ein nächster Schritt in die Entwicklung von Shutterstock zu sein und bestätigt Käufe von Shutterstock in den letzten Jahren. Als solches markiert es einen Wandel in der Bildindustrie.
Shutterstock ist auf Expansionskurs. Die Firma diversifiziert, um damit Vorteile im Markt zu gewinnen. Diese Diversifizierung wird in folgendem Beitrag spannend beschrieben:
Nach Giphy kauft Shutterstock jetzt Envato, wurde gestern bekannt gegeben. Envato ist eine sehr interessante Plattform. Einerseits funktioniert sie als Marktplatz für digitale Produkte, andererseits können Kunden über vereinfachte Zugänge, vom Einzelkauf bis zum interessanten «Envato Elements» Abonnement, sehr einfach zu geeigneten Bauteile für die eigenen Projekte gelangen. Envato ist bereits seit vielen Jahren kein reiner Bildanbieter, sondern hat schon früh verstanden, dass Kreative mehr als nur Fotos oder Videos benötigen.
Envato hat mit verschiedenen Websites angefangen (Themeforest, AudioJungle, PlaceIt u.a.), die jedoch laufend zu einem einzigen Angebot integriert wurden (Envato Premium). Die Richtung, welche Envato eingeschlagen hat, dürfte für Shutterstock nicht nur interessant sein, sondern es war ein ernst zu nehmender Konkurrent, der jetzt in das eigene Angebot integriert wird.
Diversifizierung
Die grafische Industrie, die Bildindustrie und so manche andere Industrie werden durch immer bessere Konzepte, Werkzeuge (AI) und Angebot umgekrempelt. Die treibende Kraft dahinter sind Millionen von Menschen, die sich selbst auf den Weg machen, Lösungen für ihr Geschäft zu suchen. So überholt etwa die Plattform Canva die Bedeutung von Adobe, indem es mit Templates und einfachen Werkzeugen, Gestaltung für Nichtgestalter praktikabel macht.
Selbstverständlich betrifft das nicht sofort die Bedeutung von professionellen Angeboten, aber es ist ein Trend, der wohl nicht mehr verschwindet. Canva etwa hat neulich die professionelle Software-Suite Affinity gekauft. Die Affinity-Produkte (Affinity Photo, Affinity Designer und Affinity Publisher) konkurrenzieren die Adobe Produkte (Photoshop, Illustrator und InDesign) zu einem Bruchteil vom Preis. Canva gelingt damit den Einstieg in das professionelle Segment und Affinity steht wohl eine blendende Zukunft mit Canva bevor.
One-Stop-Shop
Das Ziel dieser Entwicklung ist es nicht, einfach grösser zu werden oder mehr Produkte zu haben. Das war ganz lange der Fall. Heute geht es nicht um «viel», sondern um «vielseitig». Es betrifft eine schrittweise Eroberung neuer Marktsegmente durch Diversifizierung. Dabei entstehen Plattformen, die ein «One-Stop-Shop» für immer mehr Kreative werden.
Selbstverständlich gibt es Menschen und Organisationen, die sich ausschliesslich auf ein einziges Segment orientieren (etwa die Ersteller von «Content»: Fotografen, Softwareentwickler, Musiker), jedoch wird das für viele Kunden immer weniger der Fall sein. Sie profitieren von Plattformen, womit sie selbst einfach wachsen können.
Indem immer grössere Anbieter immer grössere Plattformen erschaffen, mit einer kontinuierlichen Diversifizierung des Angebots. Die Kernfrage für jedes Geschäft bleibt dieselbe: Welches Problem löse ich für meinen Kunden? Diese Frage bedarf einer regelmässigen Evaluation, wenn der Kontext sich ändert. Zweifellos ist heute eine solche Zeit.
Die Kernfrage für jedes Geschäft bleibt dieselbe: Welches Problem löse ich für meinen Kunden?
An den Beispielen hier oben erkennen wir zwei Entwicklungen:
- Diversifizierung des Angebots
- Erweiterung des Angebots mit Software.
Bei Software kann man an bessere Websites denken, die etwa mithilfe künstlicher Intelligenz mehr leisten können. Es können auch zusätzliche Tools, Templates und dergleichen mehr sein. Envato etwa hat mit Themeforest der vielleicht weltweit wichtigste Marktplatz zur Vermarktung von WordPress-Bausteinen erschaffen. Canva erweiterte dieses Jahr das Softwareangebot in Richtung professioneller Anwender.
Strategien ausloten
Kaufen allein nützt nichts. Es benötigt für jeden Kauf eine Strategie. Diese Strategien müssen aufgrund von Marktentwicklungen angepasst werden.
Was heute passiert, ist Trend, aber die Folgen bedeuten eine neue Umwälzung in der Bildindustrie, in der grafischen Industrie und in der Art, wie wir mit Gestaltung und grafischen Aufgaben umgehen. Die Antworten verliefen bislang an den Grenzen von Berufsbezeichnungen. Diese Grenzen werden, zumindest für die grossen Plattformen, zunehmend verwischt.
Vor 20 Jahren betraf die Umwälzung in der Bildindustrie die Digitalisierung von analogem Fotomaterial und die Popularisierung von «Royalty-free» Angeboten. Beides machte den Erwerb von Fotos deutlich einfacher. Heute sind diese Themen Schnee von gestern. Es geht um grössere Plattformen und eine Diversifizierung des Angebots. Diese Entwicklung liegt nicht einseitig beim Anbieter, sondern sie wird durch Anwender ausgelöst, die nach einfacheren und besseren Möglichkeiten suchen, ihren Alltag zu vereinfachen. Der Kontext ist heute ein anderer als vor 20 Jahren, aber die Entwicklung bleibt.
Hier bleibt die Kernfrage: Welches Problem lösen Sie für ihren Kunden?