Der Adobe-Herausforderer
Affinity Publisher ist der aktuelle Herausforderer von Adobe InDesign. Zusammen mit Affinity Photo und Affinity Designer gibt es eine echte Alternative zu InDesign, Photoshop und Illustrator. Die Programme sind schnell, vielseitig, auf den aktuellen Stand und kosten pro Stück nicht einmal CHF 50 – ganz ohne Abogebühren.
Verständlich, dass mit dieser Strategie Millionen von Anwendern bereits umgestiegen sind oder sich die aktuellen Versionen genauestens anschauen. Gut und günstig, wer will das nicht?
Kostenlose Bilder
Im neuen Affinity Publisher kann der Gestalter direkt nach Stockfotos suchen. Das funktioniert ähnlich wie bei den Adobe-Produkten. Adobe hat ein kostenpflichtiges Stockangebot (Fotolia) gekauft und integriert. Bei Affinity Publisher handelt es sich kostenlose Angebote: Unsplash, Pexels und Pixabay.
Sind diese Angebote wirklich kostenlos? Und geht es dabei nur um den Preis? Nun, kostenlos ist bekanntlich nichts. Irgendjemand bezahlt immer. Bei Social Media Konten bezahlt der Anwender mit seinen privaten Daten. Bei sogenannt «kostenlosen» Bildkollektionen haben viele Menschen bereits investiert, nämlich der Fotograf zuerst, dann aber auch die Website Betreiber, die eine Infrastruktur und ein «kostenloses» Angebot aufrecht erhalten müssen und natürlich Partner, die irgendwo an diesem Ökosystem angehängt sind. Das geht nicht ohne grosse Investitionen. «There is no such a thing as a free lunch», pflegt der Amerikaner zu sagen. Das stimmt.
Probleme mit Unsplash wurden bereits in einem anderen Beitrag dargelegt. Dieselben Überlegungen gelten für jede andere «kostenlose» Kollektion. Als Ausnahme gelten vielleicht Websites wie Wikimedia Commons oder Bildsammlungen, die von Museen freigegeben wurden. Es geht nämlich nicht nur um den Preis. Es sind fast immer mehr Rechte als die vom Fotografen im Spiel. Bildagenturen beispielsweise verkaufen Lizenzrechte, und klären damit auch gleich ab, ob eventuelle Rechte Dritter (wie Model Releases oder Property Releases) abgegolten sind. Diese Sicherheiten scheint es bei kostenlosen Kollektionen nicht zu geben. Oft haben nicht einmal die Fotografen eine Ahnung der Rechten und Pflichten (!), die sie selbst einhalten müssen.
«Gratis» ist keine Garantie
Ein Gestalter, der Aufträge für Kunden erstellt, kann nicht ohne weiteres Bilder herunterladen und verwenden, wenn er damit nicht sich selbst und seinen Kunden Risiken aussetzen will. Besonders heikel dabei sind Darstellungen von Menschen (gerade Fotos mit Menschen sind die beliebtesten Sujets) und Abbildungen von Marken, Logos, Signete usw. Diese haben häufig eingeschränkte Nutzungsrechte oder dürfen gar nicht gebraucht werden.
Es gilt also Bilder von Unsplash, Pexels und Pixabay mit Vorsicht zu geniessen und stets zu klären, ob die Website die betroffenen Rechte und Pflichte transparent und zuverlässig dokumentiert, aufführt und garantiert. Garantiert? Ja, denn nur garantierte Verwendungsrechte und geklärte Model Releases sichern eine Kampagne, die Verwendung für ein Inserat oder eine andere Gestaltung.
Die Verantwortung liegt heute bei allen Beteiligten: Fotograf, Bildvermittler (auch: Unsplash & Co.), Gestalter und Kunde. Bei den Gratiskollektionen gibt es diese Kultur (noch) nicht. Fotografen und Gratisanbieter geben keine Sicherheit. Das ist der Regel. Deshalb liegt die Verantwortung beim Gestalter und beim Kunde selbst. Gratis ist keine Garantie.
Möglichkeiten sinnvoll einsetzen
Wenn Layoutprogramme direkten Zugriff auf Stockfotos ermöglichen, dann ist das besonders bequem. Gestalter schätzen der bequeme und schnelle Zugriff. Kunden schätzen häufig das «kostenlos». Beide benötigen jedoch ein Wissen um die Einschränkungen und rechtlichen Stolpersteine. Nicht jedes Bild ist problematisch, aber manche sind es. Wenn es zu rechtlichen Problemen kommt, dann können Kläger häufig auf alle Beteiligten losgehen. Wer das vermeiden will, soll sich vorher informieren und eine Strategie für Bildeinkäufe aufstellen.
«Nachhaltigkeit» tönt nicht so sexy wie «kostenlos», aber es ist vielleicht sexier als man denkt.
Wenn Bilder etwas kosten und bei guten Quellen eingekauft werden, werden damit nicht nur Fotografen entlöhnt, sondern ebenfalls Nutzungsrechte geklärt. Die Lizenz soll eine Vergütung für die Aufwände, aber auch eine Absicherung für den Bildnutzer darstellen. «Nachhaltigkeit» tönt nicht so sexy wie «kostenlos», aber es ist vielleicht sexier als man denkt.