Die Website generated.photos bietet 100’000 Porträts zum kostenlosen Download an. Sie dürfen auch verwendet werden und es benötigt keine Modelreleases. Der Trick dabei: Die Bilder wurden computergeneriert. Es handelt sich nicht um Fotos existierender Personen.

Wenn Bilder aus dem Computer kommen

Sind computergenerierte Fotos und Videos als «echt» zu betrachten? Wir haben uns schon lange daran gewöhnt, dass Fotos nachbearbeitet werden. Fotokompositionen können Dinge zeigen, die es in der Realität nicht gibt. Die Zukunft könnte uns noch weitere «unechte» Bilder bereithalten.

Wir haben uns daran gewöhnt, dass Fotos am Computer neu zusammengestellt werden können. Das Compositing kann man am einfachsten mit einer digitalen Collage vergleichen. Mehrere Fotos werden zu einem neuen Bild montiert. Dabei entstehen nicht-vorhandene Eindrücke. Für Kunst oder für die Werbung sind das alltägliche Gedanken.

Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz wird fast jeden Lebensbereich beeinflussen. Selbstfahrende Autos, Virtuelle Assistenten, Texterkennung, Gesichtserkennung, die Vorhersage von Kundenverhalten und viele Dinge mehr sind nicht mehr Zukunft, sondern bereits heute Realität. In der westlichen Welt hat wohl jeder damit (indirekt) zu tun.

Mit «Deep Fakes» werden falsche Videos bezeichnet, also Videos, die so nicht gefilmt wurden. Während bei einer Fotomontage von stehenden Bildern ausgegangen wird, entstehen Deep Fakes durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Bestehende Videos und Fotos werden analysiert. Die Merkmale werden abstrahiert. Anschliessend lassen sich neue Videos generieren, die es so nie gab. Aussagen von Präsidenten, Celebreties oder anderen Personen werden so vorgegaukelt. Problematisch ist die rasche Verbreitung im Internet und in Social Media. Es wird immer schwieriger, in unseren Medien die reale Welt von einer «fake» Welt zu unterscheiden.

Künstliche Intelliganz (KI, oder auf Englisch Artificial Intelligence, AI) hält auch in visuellen Medien Einzug. Deep Fakes sind davon ein aktuelles Beispiel.

Computergenerierte Fotos

Nun steht auch die Fotografie an der Schwelle einer neuen Zeit. Fotos lassen sich mit Hilfe künstlicher Intelligenz nach Vorgaben generieren. Je besser die Software dazu wird, umso besser werden die Resultate. Besser heisst hier: Vollständiger, realistischer.

Die Website generated.photos stellt 100’000 Porträts zur Verfügung, die alle mit Hilfe künstliche Intelligenz erstellt wurden. Es gibt alle Altersgruppen, vielerlei ethnischer Zugehörigkeit, Männer wie Frauen. Keines dieser Bilder entstand als Fotografie. Alle Bilder wurden durch Parameter in einer Software gesteuert.

Wenn man alle Archive herunterlädt, beanspruchen sie etwas mehr als 38GB auf der Festplatte. Es ist eine wahre Fundgrube. Die Bilder sind nicht in höchster Auflösung berechnet und nicht jedes Bild hat dieselbe Qualität.

Ähnliche Bilder werden gezeigt auf der Website thispersondoesnotexist.com («diese Person existiert nicht»). Bei jedem Neuladen der Website wird ein neues Bild gezeigt.

Gutes Beispiel.

Diverse Fehler: Bei den Haaren, beim Übergang zwischen Hals und Kleidung, usw.

Es ist erstaunlich, dass sich 100’000 verschiedene Porträts auf Knopfdruck generieren lassen. Fehlerhafte Darstellungen gibt es noch, aber zweifellos ist das nur eine Frage der Zeit, bis diese Fehler ausgemerzt werden. Einige Fotos lassen sich schon jetzt hervorragend nutzen, etwa zu Produktbeschreibungen, oder als Symbolbilder auf Websites. Heute kann man die Bilder nach Qualität aussortieren.

Menschen, die es gar nicht gibt. Celebrities oder politische Personen, die es nicht gibt. Familien, die es nicht gibt. Man ist auf einen Schlag von den Anforderungen von Modelreleases befreit. Es ist vorauszusehen, dass beispielsweise die Stockfotografie einst viele Bilder in dieser Art bereitstellen wird. Es ist günstiger, einfacher und schneller als die entsprechenden Models zu suchen und zu fotografieren.

Gelungene Beispiele

Offensichtliche Berechnungsfehler

Künstliche Welten

Damit ein Porträt als vertrauenswürdig und natürlich erscheint, braucht es bereits sehr viel. Lange Lernprozesse sind die Voraussetzung. Je mehr Vergleichsmaterial vorhanden ist, desto besser werden die Bilder. Nächste Schritte werden wohl mehr vom Körper zeigen, und auch realistisch erscheinende Hintergründe einbeziehen.

Heute sind viele Kinofilme ohne CGI (Computer Generated Images) nicht mehr denkbar. Es ist völlig normal, dass nicht-reale Welten in hoher Auflösung erscheinen. Schauspieler werden in nicht-existente Situationen hineinprojiziert. Zwischen realer Welt und Fake-Welt lässt sich immer schwieriger unterscheiden. Dies ist nun Teil unserer Realität. Was vor 50 Jahren undenkbar war, ist heute alltag. Was heute vielleicht undenkbar ist, gehört in 40-50 Jahren zum guten Ton.

2002 erschein der Film S1mOne, mit Al Pacino in einer Hauptrolle. Er spielt einen Regisseur, der Zugriff auf ein spezielles Computerprogramm enthält, womit eine virtuelle Person erschaffen werden kann. Dies ist die «erste Simulation» («S1mOne»). Er erschafft damit die virtuelle Schauspielerin «Simone», die er vor der Öffentlichkeit verbirgt, die ihm aber ungeahnte Höhenflüge erlaubt. Die Schauspielerin ist lebensecht.

Man kann damit rechnen, dass künftig viele Fotos computergeneriert werden. Künstliche Intelligenz wird vermehrt in der Fotografie Einzug halten. Erinnert man sich daran zurück, wie die ersten QuickTime-Filmchen von Apple belächelt wurde, oder die Qualität der ersten Digitalkameras verhöhnt wurde, so könnte man auch auf die mangelnde Qualität der computergenerierte Fotos hinweisen. Es ist wahrscheinlicher, dass diese Art der Bilder einst einen wichtigen Platz in den Medien einnehmen.

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