Immer mehr Softwarelösungen arbeiten mit künstlicher Intelligenz. Das ist bekannt. Jetzt aber steigen Bildagenturen ein. Als Bildanbieter können sie mithilfe von künstlicher Intelligenz neue Angebote erschliessen. Wird hier die Büchse des Pandora geöffnet oder ist dies bloss eine natürliche Weiterentwicklung?

Anwendungen für Bildagenturen

Vor einiger Zeit hatte 123RF bereits damit begonnen, als Ergänzung zum regulären Angebot, Bilder auf Abruf von künstlicher Intelligenz (KI) generieren zu lassen. Dafür benötigt man lediglich ein Konto auf der Website und schon lassen sich mit Textbeschreibungen Bilder generieren, die anschliessend heruntergeladen und lizenziert werden können. Das Aufgabengebiet:

  • Bilder generieren

Auch für andere Anwendungen verspricht die Firma konkrete KI-Hilfe:

  • Bildsuche
  • Bilder freistellen
  • Bilder optimieren

Zu diesen Möglichkeiten hat sich jetzt eine weitere gesellt:

  • Bildvariationen erstellen.

Man stelle sich vor, dass man ein Bild gefunden hat, was in etwa dem gewünschten Stil entspricht. Auf Knopfdruck lassen sich dann Bildvariationen erstellen, die alle lizenzierbar sind. Es benötigt eine Ausgangsfotografie, aber das war es schon. Eine ganze Serie liesse sich daraus mittels künstlicher Intelligenz erzeugen.

Die verschiedenen Angebote finden sich hier:

123RF AI

Büchse des Pandora?

Ob es sich hier um die Büchse von Pandora handelt oder eine geniale Erweiterung der bisherigen Möglichkeiten ist, lässt sich nicht auf Anhieb erkennen. Diese Umwälzung ist nicht die Erste. Der Wechsel von Analog-Film zu Digitalkameras war bereits eine grosse Umwälzung. Die Dunkelkammer wurde von einem Desktoprechner, sogar von Laptops und Tablets ersetzt. Bilder lassen sich digital manipulieren. All das ist nicht neu, und doch auch noch nicht alt.

Bereits geht es mit künstlicher Intelligenz in die nächste Runde. Hier wird die digitale Welt mit neuen Möglichkeiten stark erweitert. Bildfindung, Bildoptimierung, Bildvariationen – es handelt sich immer noch um Bilder, jedoch auch um neue Möglichkeiten. Bestimmt erleben wir heute erst die Anfänge. Die Umwälzung kommt jedoch und es werden vermutlich weitere Berufe dem Wandel zum Opfer fallen. Es wird vielleicht bald schon neue Einkaufsmöglichkeiten geben.

Die beste Bildagentur

Zuletzt hatte ich selbst über 60 Millionen Bilder online, als die Kursiv Bildagentur noch lief. Es war eine gigantische Anzahl Bilder, die heute, nur wenige Jahre später, bei vielen Agenturen vervielfacht ist. Ist mehr immer besser? Bestimmt nicht. Ich stellte mir immer vor, dass die beste Bildagentur nur über ein einziges Bild verfügte, dass sie unzählige Male verkaufen konnten. Das würde die Kosten niedrig halten, das Rendement am Höchsten.

Mit den heutigen Möglichkeiten sind wir zwar nicht bei einer Bildagentur mit nur einem Bild angekommen, aber jedes Bild lässt sich mit Variationen «weiterentwickeln», bis die gewünschte Ausprägung und Aussage dem Wunschbild entspricht. Verfügen Bildagenturen künftig über weniger Bilder mit theoretisch unbeschränkte Möglichkeiten? Die Zeit wird es zeigen. Die Entwicklung ist interessant, weil es nicht darum geht, immer nur noch mehr Bilder zu generieren. Vielleicht benötigt es sogar eine neue Art der Fotografie, spezialisiert auf besonders vielseitig umzusetzende «Start Sujets», woraus die künstliche Intelligenz dann die Kundenanforderungen realisiert. Liefern Fotografen künftig nur noch «Ingredienzen», woraus «Prompt-Engineers» neue visuelle Welten erschaffen?

123RF zeigt auf ihrer Website, dass auch damit zusammenhängende Fragen, etwa nach ethischen Themen, bewusst einbezogen werden. Die Welt, worin wir leben, wurde gerade ein Stück komplexer.

Video, Audio und Animation

Rendering eines Astronauten, der Samba tanzt (via elements.envato.com). Musik wurde mittels künstlicher Intelligenz generiert (via musicfy.com).

Weitere Entwicklungen

Andere Bildagenturen beschreiten denselben Weg:

Wer heute die Qualität oder Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz bemängelt, darf sich gewiss sein, dass es viele Entwicklungsschritte geben wird. Zweifellos werden die Lösungen immer wieder überraschen und die heutige Qualität ist nicht dieselbe, die es in einem Jahr geben wird. Firmen, die heute einsteigen, erforschen die Möglichkeiten und gewinnen so wertvollen Input. Vielleicht tun auch die Bildkäufer gut daran, sich entsprechendes Know-how anzueignen?

Bild: 3D-Render. Dieses Bild wurde digital erzeugt und via Envato für diesen Beitrag lizenziert.

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