Die ersten Hinweise auf Künstliche Intelligenz und Bilder dienten der Generierung von Porträts und dergleichen mehr. Es gibt diese Anwendungen schon seit Jahren und sie werden immer besser. Heute jedoch geschieht etwas Neues. Es erscheinen Werkzeuge, womit sich Bilder bearbeiten lassen. Das geschieht etwa in Softwarelösungen wie Photoshop, aber auch auf Internet-Plattformen.

Google

Am 23. Mai 2023 hat Google «Product Studio» lanciert. Product Studio ist eines von mehreren Dienstleistungen, die auf künstliche Intelligenz basieren. Google nutzt die Technologie für Suchen, das Erstellen von Werbetexten und auch für die Bildverarbeitung.

Wenn zu Anfang nur ganze Bilder generiert wurden, geht es heute um die Bildoptimierung und Verarbeitung. Konkret werden drei Anwendungsmöglichkeiten genannt:

  1. Produktfoto mit Hintergrund ergänzen
  2. Produktfoto freistellen
  3. Eine höhere Bildauflösung für das Produktfoto erstellen.

Was hier von einem «Produktfoto» gesagt wird, lässt sich technisch selbstverständlich auch mit anderen Fotos erreichen. Für Google geht es darum, die Wirksamkeit von Werbefotos zu vergrössern und damit die Werbeplattform attraktiver zu machen.

Adobe

Mit Adobe Firefly hat Adobe eine AI-Technologie erarbeitet, die etwa in Photoshop bereits integriert ist. Mit ihr lassen sich Bilder ergänzen, retuschieren und optimieren.

Wie Google künstliche Intelligenz zur Stärkung der eigenen Werbeplattform sieht, so erweitert Adobe die eigenen Produkte mit neuen kreativen Möglichkeiten. Einige der Möglichkeiten:

  • Bildvergrösserung
  • Bilderweiterung
  • Bildoptimierung
  • Bildretusche
  • Bildkomposition
  • Varianten von Vektorgrafiken ab Skizzen erstellen
  • Videobearbeitung
  • Bildvarianten erstellen
  • 3D-Modelle erstellen.

Auf der verlinkten Seite stehen Beispiele, die komplexe Kompositionen in Sekunden erstellen.

Die Entwicklung im Zeitraffer

Künstliche Intelligenz wird viel Arbeit ersetzen. Die Technologie wird Bilder erstellen können, ganz ohne Fotografen. Es wird Bilder liefern können, ganz ohne Bildagenturen. Fotos können blitzschnell retuschiert, optimiert, ergänzt, freigestellt werden. Die Spielweise scheint eröffnet zu sein. Allerdings hört es mit dem Spass auf, wenn dadurch Arbeitsplätze bedroht und Know-how durch Künstliche Intelligenz ersetzt wird.

Es dürfte aus der heutigen Entwicklung deutlich sein, dass künstliche Intelligenz bloss ein Werkzeug ist. Der Sprung nach vorn ist jedoch gewaltig. Es wird ähnlich disruptiv sein wie vor einigen Jahrzehnten. Vor 30 Jahren etablierten sich Desktopcomputer. Das war der Beginn einer beispiellosen Umwälzung in der grafischen Industrie. Man sprach von Desktop-Publishing (DTP) und später von der Text-Bild-Integration. Sie lösten in der grafischen Industrie das Zeitalter dedizierter Satzmaschinen ab. Von vielen anfänglich belächelt, hat sich die Technologie breit gemacht und gegen Ende der 1990er-Jahren waren Desktop Computer allgegenwärtig.

Zuerst kam die neue Technologie mit der Verheissung, dass jede Sekretärin nun Hochglanzmagazine gestalten könnte. Das war selbstverständlich nicht der Fall. Handarbeit wurde jedoch weitgehend von Bildschirmarbeit ersetzt. Vieles wurde besser, aber vor allem wurde alles anders. Es waren neue Fähigkeiten gefragt. Arbeitsabläufe mussten angepasst werden. Es dauerte, bis alles seinen Platz gefunden hat. Fast identisch werden wohl auch heute die Fantasien zur Hochform auflaufen. Erneut werden noch unbekannte Fähigkeiten gefragt sein. Berufe werden verschwinden. Ganze Arbeitszweige werden neue Wege finden müssen.

Als die digitale Fotografie erschien, waren nach einigen Jahren die Bilder in hoher Auflösung erhältlich. Als Bildagentur waren viele Bilder, obwohl digital, von analogem Filmmaterial eingescannt. Das Filmkorn war deutlich sichtbar. Das war aber kein Bildfehler. Grafiker reklamierten in diesen Jahren regelmässig, dass die Bilder «verpixelt» waren, obwohl nur das Filmkorn sichtbar war. Innert kurzer Zeit hatten sich die Anforderungen und Erwartungen der Kundschaft angepasst und immer weniger Grafiker wussten noch, was Filmkorn bedeutete.

Lichtstimmung in der Negev-Wüste. Das Bild entstand analog und wurde mit einem grobkörnigem Film (ILFORD 3200) aufgenommen und später digitalisiert.

Bildagenturen und künstliche Intelligenz

Jede Bildagentur hat heute mit künstlicher Intelligenz zu tun. Man setzt sich damit auseinander oder stellt Richtlinien auf. Es gibt ein Bestreben, Bilder entsprechend zu kennzeichnen, die mithilfe von künstlicher Intelligenz entstanden. Getty etwa meldete 2022, dass sie KI-Bilder aus ihren Kollektionen verbannen, vorwiegend wegen möglichen rechtlichen Implikationen (hier). Damit war künstliche Intelligenz nicht vom Tisch. Einige Monate später jedoch schreibt NVIDIA, dass sie eine Zusammenarbeit mit Getty haben, um Bilder mit künstlicher Intelligenz anzubieten, die eine volle Lizenzierung sicherstellen (hier). In diesem Zusammenhang werden Begriffe geprägt wie «Verantwortungsbewusste KI» („Responsible AI“). Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass viele Fragen in Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz noch gar nicht geklärt sind. Da geht es um rechtliche Fragen, ethische Fragen, künstlerische Aspekte und dergleichen mehr.

Am anderen Ende des Spektrums gibt es etwa Stock AI oder One More AI, Bildagenturen, die ausschliesslich Bilder verkaufen, die mit künstlicher Intelligenz erstellt wurden.

Wir sind am Anfang

Viele beschreiben die aktuelle Situation mit den Worten «Wir stehen erst am Anfang». Als QuickTime von Apple lanciert wurde, war das eine Sensation, aber eine kleine Sensation. Das Videoformat war winzig, die Qualität liess zu wünschen übrig. Das war aber nur eine Frage der Zeit. Heute werden Kinofilme gestreamt, Fernsehen läuft über das Internet in höchster Qualität. Was am Anfang stand, ist nicht mit dem heutigen Stand zu vergleichen. Verständlich, dass man deswegen auch die heutige Entwicklung nur als Startschuss einschätzt. Bereits der Unterschied von ChatGPT 3 und ChatGPT 4, die recht kurz nacheinander erschienen, hat hohe Wellen geworfen. Die Leistung von ChatGPT 4 war deutlich höher als der Vorgängerversion. Ein sprunghafter Anstieg der Möglichkeiten scheint logisch zu sein.

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