Sind Bilder von Instagram vogelfrei?

Auf der Website «The Fashion Law» erschien ein interessanter Beitrag zu Bildrechten. Es geht um eine Anklage, die gegen die Firma Volvo erhoben wurde. Volvo hat Bilder genutzt, die auf einem Instagram Konto gepostet waren, ohne dafür die Rechte einzuholen. Volvo geht davon aus, dass beim Posten von Bildern auf Instagram, der Benutzer sämtliche Verwertungsrechte an Instagram überträgt, der diese Rechte dann weiter verwerten darf. So können beispielsweise Bilder auf Instagram innerhalb des Netzwerkes geteilt werden.

Volvo jedoch hatte die Bilder für kommerzielle Werbekampagnen benutzt und dafür weder den Fotografen noch Instagram gefragt. Ausserdem wurden noch zwei Bilder direkt vom Website des Fotografen geklaut und ebenfalls verwendet. Man würde meinen, dass dies nicht nur unanständig ist, sondern auch gesetzeswidrig. Aber ist es das? Das soll nun beurteilt werden. Ein Gericht wird im September 2020 darüber urteilen.

Social Media Giganten nutzen schamlos die Daten der Benutzer aus. Das betrifft die Informationen, die Menschen posten, wozu auch Bilder gehören. Zwar wird immer wieder angegeben, dass die Rechten des Fotografen selbstverständlich beim Fotografen verbleiben, aber die Verwertungsrechte abgetreten werden. Nicht aber geschieht dies im Sinne einer Verwertungsgesellschaft, die Verwendungen in Rechnung stellt und dann dem Urheber auch einen Anteil daran gibt. Sind Fotos, die man auf Instagram & Co postet, dadurch völlig vogelfrei?

Man darf auf das Resultat dieses Gerichtsfalls gespannt sein.

Original Artikel: Volvo Argues That Its Use of Publicly-Shared Instagram Photos is Not Infringement


CLink ist ein neues WordPress Plug-in für die Lizenzierung von Inhalten

CLink ist ein webbasiertes System, das unter WordPress läuft und das eine Lizenzierung von Inhalten erlaubt. Dabei kann es sich beispielsweise um Texte handeln (Blog-Posts) oder auch um Bilder. Weshalb ist das System erwähnenswert?

Es gab bislang kein einfaches System

Ein Problem mit Standards ist, dass sie auch genutzt werden müssen. Setzen sich Gremien zusammen und definieren dann einen neuen Standard, so ist das noch lange keine Erfolgsformel. Erst wenn Menschen das System nutzen, kann ein Standard sich durchsetzen. CLink will bekannte Standards zum realen Standard verhelfen, mit einem einfachen System, das von möglichst vielen Leuten genutzt werden kann. Ein solches System muss einfach bedienbar und leicht verständlich sein. Es sollte auf allgemein verfügbare Plattformen laufen und deshalb rasch Verbreitung finden können.

Ein weiteres Problem ist, dass das Internet für viele als «Fundgrube» für Bilder und Texte gilt, wo man sich einfach bedienen kann. CLink kommuniziert jedoch bei jedem Bild oder Beitrag, dass es sich um ein geschütztes Werk handelt und man dieses Werk «lizenzieren» kann. Alles, was es dazu benötigt, ist für den Benutzer leicht aufzufinden. Dazu gibt es eine Unterstützung von Standards wie IPTC, USEPLUS und dergleichen mehr.

WordPress als Basis

CLink ist ein Plug-In für WordPress, das die meistverwendete Plattform für Websites weltweit ist. Es bietet sich an, gerade für diese Plattform zu entwickeln. Das ist insbesondere wichtig, weil eine hohe Verbreitung erst zum Erfolg führen kann. Ein solches System muss nicht nur für Anbieter, sondern auch für Anwender attraktiv, sicher und informativ sein.

Mehr Information

Das CLink plug-in für WordPress kann einfach über das WordPress Repository direkt in jeder Website heruntergeladen werden. Weitere Informationen befinden sich auf verschiedene Websites:

Einerseits soll das Plug-In Vertrieb und Distribution, sowie Lizenzvergabe unterstützen, andererseits aber auch die Lizenzierung für den Endbenutzer vereinfachen. Für alle Beteiligten soll es Transparenz und eine einfache Handhabung ermöglichen.

Man darf gespannt sein, was hier entsteht.


Corona, die Krone

Bildern zum Coronavirus

Sucht man nach Bildideen, kann es hilfreich sein, sich von der Etymologie eines Begriffes inspirieren zu lassen. Nach der Website Etymonline.com wird «Corona» abgeleitet vom lateinischen Wort für Krone. Die ursprüngliche Bedeutung wird so verstanden:

1650er Jahre, „eine Krone“, von lateinisch corona „eine Krone, eine Girlande“, im alten Rom besonders „eine Krone oder Girlande, die für den hervorragenden Militärdienst verliehen wird“, von der angehängten Form der PIE-Wurzel *sker- (2) „zu drehen, zu biegen“.

Nach dieser Idee ist die Krone das, was um den Kopf herum gebogen wird, was insbesondere für einen Siegeskranz oder Kranz der Fall war. Diese wurde aus Pflanzen hergestellt.

Die ursprüngliche Bedeutung wird dann aber mit der Zeit erweitert. Corona ist auch Strahlenkranz und verweist auf die Strahlen oder Stacheln, die von einer Krone nach aussen herausragen.

Mit vielen erweiterten Begriffen der Botanik, Anatomie usw. Ein Coronavirus (bis 1969) wird so genannt wegen der Stacheln, die aus seinen Membranen herausragen und den Zacken einer Krone oder der Korona der Sonne ähneln. Die beiden „Kronen“-Konstellationen, Corona Borealis (laut Fabel die Krone der Ariadne) und Corona Australis, sind beide ptolemäisch. Der astronomische Sinn des „leuchtenden Kreises, der während totaler Finsternisse um die Sonne beobachtet wird“, stammt aus dem Jahr 1809. Als Marke einer kubanischen Zigarre, 1876. Die Marke des mexikanischen hellen Lagerbiers stammt aus dem Jahr 1925.

Die etymologische Bedeutung des Wortes Corona lässt vielseitige Anwendungen erkennen. Damit ist zwar das Virus nicht besiegt, aber die Kommunikation und Bebilderung des Themas lässt sich vielleicht etwas vielseitiger gestalten.


Kostenlose Bilder auf dem Vormarsch

Wie gut laufen eigentlich die Websites mit kostenlosen Bildern? Da gibt es beispielsweise unsplash.com, pexels.com und weitere. Dazu hat Jim Pickerell auf seiner Website selling-stock.com einen Beitrag verfasst. Die Zahlen, obwohl öffentlich zugänglich, lassen aufhorchen. Den Beitrag liest man hier.

Unsplash verzeichnet monatlich über 70 Millionen Downloads. Das ist eine unglaubliche Anzahl und ein Vielfaches von dem, was die führenden kommerziellen Bildagenturen wie Getty, Adobe Stock und andere zusammen (!) an Downloads verzeichnen. Natürlich verwundert es nicht, das «gratis» eine grosse Anziehungskraft hat. In fast jeder Tageszeitung gibt es heute Bilder dieser kostenlosen Websites. Man benutzt die Arbeit von Fotografen, die damit einverstanden sind, dass ihre Arbeit kostenlos verwendet wird.

Was wir hier sehen ist eine Umwälzung des Bildmarktes von enormem Ausmass. Es wird immer schwieriger mit Stockfotos oder gar mit Fotografie Geld zu verdienen. Während die Anzahl verfügbaren Bilder in schwindelerregende Höhe steigt, ist der Verdienst pro Bild immer geringer. Shutterstock hat per Ende 2019 etwa 314 Millionen Bilder online. Das erscheint eine grosse Anzahl zu sein, aber bereits in 2013 verzeichnete Facebook einen täglichen Upload von 350 Millionen Fotos. Wir leben in einer Welt in der Milliarden Bilder täglich hochgeladen werden. Die Differenzierung ist schwierig, davon zu leben noch viel schwieriger.

Websites wie Unsplash.com oder Pexels.com bieten zwar kostenlose Downloads an, aber damit ist die Verwendung noch nicht rechtlich einwandfrei. Die Modellfreigaben sind häufig nicht geregelt und auch rechte Dritter, etwa für Aufnahmen auf privatem Grund, von Marken und dergleichen mehr, sind selten geklärt. Im Kleingedruckten steht dann erwähnt, dass man sich selbst um diese Freigaben kümmern muss. Das wiederum gestaltet sich häufig schwierig. Für eine professionelle Bildverwendung lässt sich deshalb nicht einwandfrei klären, ob ein Foto problemlos genutzt werden kann. Das war jedoch einst die Domäne etablierter Bildagenturen. Das Zauberwort «gratis» ist ein Wunderwort, womit sich Hirn verschwinden lässt.

Bild: Blick auf Jaffa, Israel. Kein kostenloses Bild, sondern © Karsten Risseeuw. Kontakt.

Wohin der Weg führt

Niemand kann mit Sicherheit sagen, wohin der Weg führt. Ein solcher Umbruch ist aber nicht neu. Ende der Neunziger Jahren kamen die ersten Bildkollektionen mit Pauschallizenz, die sogenannten «lizenzfreien» Bildern. Sie waren deutlich günstiger als alle andere Bilder, die es bis dahin gab. Ein weiterer Vorteil war, dass die Lizenz ähnlich wie eine Softwarelizenz funktionierte: Man durfte das Bild beliebig lange für beliebig viele Projekte verwenden.

Als lizenzfreie Bilder neu auf den Markt kamen, waren das häufig Ausschuss-Bilder. Die besten Bilder landeten direkt beim Kunde oder in lizenzpflichtigen Bildkollektionen. Logischerweise gab es Kritik der Bildagenturen auf die mangelnde Qualität, aber Preis und Bequemlichkeit sind auch Werte. Der Erfolg von lizenzfreien Bildern entstand durch den günstigen Preis und die einfache Verwendung. Das ist im heutigen Umbruch nicht anders. Der Preis ist nun «kostenlos», aber das Prinzip ist dasselbe. Hat das Modell Erfolg, setzt die Professionalisierung nach einigen Jahren durch.

Unterschiede gibt es auch. Während lizenzfreie Bilder oft mit Bildern geringerer Qualität starteten, hat Unsplash konsequent auf ein Editieren der Bilder gesetzt. Deshalb bietet die Unsplash Kollektion tatsächlich herausragende Fotos. Der Start von «kostenlos» ist deutlich besser als von «lizenzfrei». Immer mehr jedoch wird Fotografie ohne direkten Broterwerb gemacht werden. Das ist die Realität, die sich vor unseren Augen etabliert.

Kein Weg zurück

Es wird keinen Weg zurück geben. Mit Stockfotografie lässt sich nur selten noch Geld verdienen. Wer mit Fotografie verdienen will, darf Hochzeiten fotografieren oder andere Auftragsfotografie anstreben. Bei redaktionellen Bildern wird es auch noch hier und da einen Verdienst geben. Auch Kunstfotografie ist für die meisten keine Einnahmequelle.

Obwohl Fotos allgegenwärtig sind, kommen professionelle Fotografen und Arbeitsstrukturen der letzten 20-25 Jahre trotzdem unter Druck. Kostenlos ist auf dem Vormarsch, und mögliche Berufsbilder für Fotografen haben sich dramatisch geändert. Mithilfe künstlicher Intelligenz lassen sich immer mehr Bilder erstellen. Bis in 10 oder 20 Jahren dürften viele Bilder im Computer entstehen.

Wird mit Computer-Bildern das Ende der Möglichkeiten erreicht sein? Wohl kaum! Bilder entstehen letztendlich bei uns im Kopf. Ich vermute, dass man irgendwann Bilder auf andere Art direkt bei uns im Kopf generiert. Kopfkino, sozusagen. Ob das mit Gegenständen (Foto-Ausdrucke oder Publikationen), digitale Bilder (Bildschirme) oder auf andere Art geschieht, ist dann nebensächlich.


Getty Images wird 2020 ganz lizenzfrei

Getty Images hat bekannt gegeben (hier), dass es 2020 die Rights-managed Lizenzierung aus dem Angebot streicht. Alle kreative Bilder bei Getty Images wandern zum Royalty-free (RF) Lizenzmodell. Redaktionelle Bilder sind nicht betroffen. Diese bleiben, zusammen mit Rights-ready Videos, im Moment beibehalten. Die Firma spricht von einem «sukzessiven Rückzug» aus dem lizenzpflichtigen RM-Lizenzmodell.

Die kreativen Bilder zuerst

Getty gibt zwei Gründe für den Wechsel an: Kunden wollen einfachere Lizenzen und sie wandern zu anderen Anbietern ab. Nach eigenen Angaben hat man ausführlich die Marktmechanismen untersucht und sieht einen Wechsel als unausweichlich. Rights-managed («lizenzpflichtige») Lizenzen haben ausgedient. Die Umstellung erfolgt in Phasen und beginnt in 2020. Bereits 2019 gab es für Fotografen ein letztes Datum, wonach noch Bilder für das RM-System geliefert werden konnten.

In einem ersten Schritt geht es um die kreativen Bilder. Sie werden alle «lizenzfrei» und wandern in das Royalty-Free Modell. Redaktionelle Bilder und einige weiteren Angebote bleiben vorerst noch lizenzpflichtig. Damit der Wechsel sauber funktioniert, hat Getty Kunden noch einen Termin gegeben, bis dahin sie bestehende Lizenzen verlängern und exklusive Lizenzierungen noch bestimmen können. Danach sind diese Anpassungen nicht mehr möglich.

Was zeigt der Wechsel über die Industrie?

Es ist unüberhörbar: Getty wird zu diesen Massnahmen gezwungen. Der Markt läuft davon. Die Rechteverwaltung von Bilder war bislang eine Trumpfkarte. Diese Verwaltung von Bildrechten ermöglichte es den Käufern über jede bisherige Bildverwendung eine Auskunft zu erhalten oder auch exklusive Nutzungsrechte zu erwerben. Offenbar spielen diese Stärken heute keine so grosse Rolle mehr und Kunden wandern zu ungesicherten günstigeren Varianten ab.

Preis ist demnach ein wichtiges Argument. Vielleicht jedoch hat sich auch eine Schere aufgetan, wonach die Mehrheit der Bilder günstiger sein soll, während exklusive Bilder eher von den Nutzern selbst erstellt werden. Einerseits also wandern die Kunden nach «billig» ab, andererseits werden Bedürfnisse nach exklusiven Lizenzen nicht mehr angefragt. Aus dieser letzten Beobachtung lässt sich folgern, dass entweder keine solchen Bedürfnisse mehr vorhanden sind, oder Kunden eher eigene Fotoproduktionen starten, wie ich das selbst auch bei meinen Kunden sehe. Stockfotografie ist nicht mehr das geeignete Mittel für Exklusivität. Selbst produzieren ist günstiger und oft besser.

Soweit es die Stockfotografie betrifft, befindet man sich auf einem «Race to the Bottom», ein «Rennen nach unten». Immer mehr Bilder und immer weniger Verdienst pro Bild. Seit eh und je kämpft Getty mit harten Bandagen ein Verdrängungswettbewerb. Es ist deutlich, dass der Marktführer auch bei diesem Schachzug nicht das Wohl der Industrie, sondern nur das Wohl der Shareholders im Blickfeld hat. Das Business-Modell hat mit Fotografie nur am Rande etwas zu tun, wie das bereits in > diesem Beitrag gezeigt wurde.

Auswirkungen auf europäische Märkte

Zweifellos wird Getty’s Entscheid sich auf die Märkte hier in Europa auswirken. Die «Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Bildagenturen und -Archive» (SAB) hat 2019 noch eine Preisempfehlung für RM-Lizenzierungen herausgebracht. Die Relevanz solcher Preisangaben dürfte nun rapide abnehmen. Dasselbe gilt für die Preisliste der BVPA in Deutschland. Bildanbieter in der Schweiz und in Deutschland dürften dadurch weiter unter Druck geraten. Wenn auch redaktionelle Bilder für den Moment noch nicht betroffen sind, so kündigt sich auch dort einen Wechsel an. Getty hat angegeben den Wechsel «in Phasen» anzugehen. Die kreativen Bilder sind nur der Anfang.

Getty Images hat richtig formuliert, dass ein Angebot Relevanz für den Kunden haben muss. Weil die Märkte sich ändern sind Änderungen unausweichlich. Wer jedoch nur im Windschatten der Giganten sein Bildgeschäft aufbaut, steht demnächst allein in einer steifen Brise, wenn man selbst die Richtung nicht ebenfalls ändert. Das ist zwar nichts Neues, aber die neue Ausrichtung von Getty dürfte weite Kreise ziehen.

Oder müsste man es anders sehen, dass man ein alternatives Angebot, eine alternative Lizenzierung anbieten möchte? Dafür gäbe es genügend Beispiele, wie Bildabonnemente, Pauschalpreise und dergleichen mehr. Erschwerend in diesem Lizenzgeschäft ist, dass bereits ausgelieferte Bildlizenzen nur mit grossem Aufwand auf eine begrenzte Verwendung hin geprüft werden können. Bilder lassen sich nicht einfach «abstellen» und ein JPG hat kein Verfalldatum.

In diesem Sinne ist es für Anbieter und Anwender gleichermassen interessant, wenn keine grossen Begrenzungen mehr gelten. Es reduziert Aufwand und Kosten an allen Seiten. Zulieferer der Bildagenturen jedoch müssen mit vermutlich immer weniger Verdienst auskommen.

Fotografen und Kunden

Welche Änderungen dürfen auf die Bildmärkte zukommen? Ist die Zeit der Bildagenturen am Ende, und gibt es bald nur noch Fotografen-Netzwerke, die exklusiven Content produzieren? Ist das Rennen um immer günstigere Preise bald abgeschlossen oder müssen Kunden noch ausbezahlt werden, damit sie ein Bild herunterladen und nutzen? An verschiedenen Orten wurden Versuche gestartet, die Bildverwendung über Werbung zu finanzieren. Irgendwann ist aber die Luft raus und geht es für diese Art von Vertriebskonzepten nicht weiter.

Was bleibt sind die Fotografen und die Kunden. Zwischen beide gibt es gute Möglichkeiten. Bildagenturen, die Fotografen und Kunden zusammenbringen, dürften ebenfalls gewinnen. Es geht um Know-How und Erfahrung in verschiedenen Bereichen. Um dies zur Blüte zu bringen braucht es jedoch ein vernetztes Denken und Handeln. Konzepte sind vorhanden, denn es gibt bereits Fotografen-Netzwerke. Vielleicht jedoch müsste man sich noch einmal anders organisieren?

Die Frage ist jetzt: Wohin bewegen sich Fotografen und Kunden demnächst, und welche Rolle werden Bildagenturen übernehmen?


Ersetzt künstliche Intelligenz die Fotografie?

Die Website generated.photos bietet 100’000 Porträts zum kostenlosen Download an. Sie dürfen auch verwendet werden und es benötigt keine Modelreleases. Der Trick dabei: Die Bilder wurden computergeneriert. Es handelt sich nicht um Fotos existierender Personen.

Wenn Bilder aus dem Computer kommen

Sind computergenerierte Fotos und Videos als «echt» zu betrachten? Wir haben uns schon lange daran gewöhnt, dass Fotos nachbearbeitet werden. Fotokompositionen können Dinge zeigen, die es in der Realität nicht gibt. Die Zukunft könnte uns noch weitere «unechte» Bilder bereithalten.

Wir haben uns daran gewöhnt, dass Fotos am Computer neu zusammengestellt werden können. Das Compositing kann man am einfachsten mit einer digitalen Collage vergleichen. Mehrere Fotos werden zu einem neuen Bild montiert. Dabei entstehen nicht-vorhandene Eindrücke. Für Kunst oder für die Werbung sind das alltägliche Gedanken.

Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz wird fast jeden Lebensbereich beeinflussen. Selbstfahrende Autos, Virtuelle Assistenten, Texterkennung, Gesichtserkennung, die Vorhersage von Kundenverhalten und viele Dinge mehr sind nicht mehr Zukunft, sondern bereits heute Realität. In der westlichen Welt hat wohl jeder damit (indirekt) zu tun.

Mit «Deep Fakes» werden falsche Videos bezeichnet, also Videos, die so nicht gefilmt wurden. Während bei einer Fotomontage von stehenden Bildern ausgegangen wird, entstehen Deep Fakes durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Bestehende Videos und Fotos werden analysiert. Die Merkmale werden abstrahiert. Anschliessend lassen sich neue Videos generieren, die es so nie gab. Aussagen von Präsidenten, Celebreties oder anderen Personen werden so vorgegaukelt. Problematisch ist die rasche Verbreitung im Internet und in Social Media. Es wird immer schwieriger, in unseren Medien die reale Welt von einer «fake» Welt zu unterscheiden.

Künstliche Intelliganz (KI, oder auf Englisch Artificial Intelligence, AI) hält auch in visuellen Medien Einzug. Deep Fakes sind davon ein aktuelles Beispiel.

Computergenerierte Fotos

Nun steht auch die Fotografie an der Schwelle einer neuen Zeit. Fotos lassen sich mit Hilfe künstlicher Intelligenz nach Vorgaben generieren. Je besser die Software dazu wird, umso besser werden die Resultate. Besser heisst hier: Vollständiger, realistischer.

Die Website generated.photos stellt 100’000 Porträts zur Verfügung, die alle mit Hilfe künstliche Intelligenz erstellt wurden. Es gibt alle Altersgruppen, vielerlei ethnischer Zugehörigkeit, Männer wie Frauen. Keines dieser Bilder entstand als Fotografie. Alle Bilder wurden durch Parameter in einer Software gesteuert.

Wenn man alle Archive herunterlädt, beanspruchen sie etwas mehr als 38GB auf der Festplatte. Es ist eine wahre Fundgrube. Die Bilder sind nicht in höchster Auflösung berechnet und nicht jedes Bild hat dieselbe Qualität.

Ähnliche Bilder werden gezeigt auf der Website thispersondoesnotexist.com («diese Person existiert nicht»). Bei jedem Neuladen der Website wird ein neues Bild gezeigt.

Gutes Beispiel.

Diverse Fehler: Bei den Haaren, beim Übergang zwischen Hals und Kleidung, usw.

Es ist erstaunlich, dass sich 100’000 verschiedene Porträts auf Knopfdruck generieren lassen. Fehlerhafte Darstellungen gibt es noch, aber zweifellos ist das nur eine Frage der Zeit, bis diese Fehler ausgemerzt werden. Einige Fotos lassen sich schon jetzt hervorragend nutzen, etwa zu Produktbeschreibungen, oder als Symbolbilder auf Websites. Heute kann man die Bilder nach Qualität aussortieren.

Menschen, die es gar nicht gibt. Celebrities oder politische Personen, die es nicht gibt. Familien, die es nicht gibt. Man ist auf einen Schlag von den Anforderungen von Modelreleases befreit. Es ist vorauszusehen, dass beispielsweise die Stockfotografie einst viele Bilder in dieser Art bereitstellen wird. Es ist günstiger, einfacher und schneller als die entsprechenden Models zu suchen und zu fotografieren.

Gelungene Beispiele

Offensichtliche Berechnungsfehler

Künstliche Welten

Damit ein Porträt als vertrauenswürdig und natürlich erscheint, braucht es bereits sehr viel. Lange Lernprozesse sind die Voraussetzung. Je mehr Vergleichsmaterial vorhanden ist, desto besser werden die Bilder. Nächste Schritte werden wohl mehr vom Körper zeigen, und auch realistisch erscheinende Hintergründe einbeziehen.

Heute sind viele Kinofilme ohne CGI (Computer Generated Images) nicht mehr denkbar. Es ist völlig normal, dass nicht-reale Welten in hoher Auflösung erscheinen. Schauspieler werden in nicht-existente Situationen hineinprojiziert. Zwischen realer Welt und Fake-Welt lässt sich immer schwieriger unterscheiden. Dies ist nun Teil unserer Realität. Was vor 50 Jahren undenkbar war, ist heute alltag. Was heute vielleicht undenkbar ist, gehört in 40-50 Jahren zum guten Ton.

2002 erschein der Film S1mOne, mit Al Pacino in einer Hauptrolle. Er spielt einen Regisseur, der Zugriff auf ein spezielles Computerprogramm enthält, womit eine virtuelle Person erschaffen werden kann. Dies ist die «erste Simulation» («S1mOne»). Er erschafft damit die virtuelle Schauspielerin «Simone», die er vor der Öffentlichkeit verbirgt, die ihm aber ungeahnte Höhenflüge erlaubt. Die Schauspielerin ist lebensecht.

Man kann damit rechnen, dass künftig viele Fotos computergeneriert werden. Künstliche Intelligenz wird vermehrt in der Fotografie Einzug halten. Erinnert man sich daran zurück, wie die ersten QuickTime-Filmchen von Apple belächelt wurde, oder die Qualität der ersten Digitalkameras verhöhnt wurde, so könnte man auch auf die mangelnde Qualität der computergenerierte Fotos hinweisen. Es ist wahrscheinlicher, dass diese Art der Bilder einst einen wichtigen Platz in den Medien einnehmen.


Kostenlose Bilder in Affinity Publisher

Der Adobe-Herausforderer

Affinity Publisher ist der aktuelle Herausforderer von Adobe InDesign. Zusammen mit Affinity Photo und Affinity Designer gibt es eine echte Alternative zu InDesign, Photoshop und Illustrator. Die Programme sind schnell, vielseitig, auf den aktuellen Stand und kosten pro Stück nicht einmal CHF 50 – ganz ohne Abogebühren.

Verständlich, dass mit dieser Strategie Millionen von Anwendern bereits umgestiegen sind oder sich die aktuellen Versionen genauestens anschauen. Gut und günstig, wer will das nicht?

Kostenlose Bilder

Im neuen Affinity Publisher kann der Gestalter direkt nach Stockfotos suchen. Das funktioniert ähnlich wie bei den Adobe-Produkten. Adobe hat ein kostenpflichtiges Stockangebot (Fotolia) gekauft und integriert. Bei Affinity Publisher handelt es sich kostenlose Angebote: Unsplash, Pexels und Pixabay.

Sind diese Angebote wirklich kostenlos? Und geht es dabei nur um den Preis? Nun, kostenlos ist bekanntlich nichts. Irgendjemand bezahlt immer. Bei Social Media Konten bezahlt der Anwender mit seinen privaten Daten. Bei sogenannt «kostenlosen» Bildkollektionen haben viele Menschen bereits investiert, nämlich der Fotograf zuerst, dann aber auch die Website Betreiber, die eine Infrastruktur und ein «kostenloses» Angebot aufrecht erhalten müssen und natürlich Partner, die irgendwo an diesem Ökosystem angehängt sind. Das geht nicht ohne grosse Investitionen. «There is no such a thing as a free lunch», pflegt der Amerikaner zu sagen. Das stimmt.

Probleme mit Unsplash wurden bereits in einem anderen Beitrag dargelegt. Dieselben Überlegungen gelten für jede andere «kostenlose» Kollektion. Als Ausnahme gelten vielleicht Websites wie Wikimedia Commons oder Bildsammlungen, die von Museen freigegeben wurden. Es geht nämlich nicht nur um den Preis. Es sind fast immer mehr Rechte als die vom Fotografen im Spiel. Bildagenturen beispielsweise verkaufen Lizenzrechte, und klären damit auch gleich ab, ob eventuelle Rechte Dritter (wie Model Releases oder Property Releases) abgegolten sind. Diese Sicherheiten scheint es bei kostenlosen Kollektionen nicht zu geben. Oft haben nicht einmal die Fotografen eine Ahnung der Rechten und Pflichten (!), die sie selbst einhalten müssen.

«Gratis» ist keine Garantie

Ein Gestalter, der Aufträge für Kunden erstellt, kann nicht ohne weiteres Bilder herunterladen und verwenden, wenn er damit nicht sich selbst und seinen Kunden Risiken aussetzen will. Besonders heikel dabei sind Darstellungen von Menschen (gerade Fotos mit Menschen sind die beliebtesten Sujets) und Abbildungen von Marken, Logos, Signete usw. Diese haben häufig eingeschränkte Nutzungsrechte oder dürfen gar nicht gebraucht werden.

Es gilt also Bilder von Unsplash, Pexels und Pixabay mit Vorsicht zu geniessen und stets zu klären, ob die Website die betroffenen Rechte und Pflichte transparent und zuverlässig dokumentiert, aufführt und garantiert. Garantiert? Ja, denn nur garantierte Verwendungsrechte und geklärte Model Releases sichern eine Kampagne, die Verwendung für ein Inserat oder eine andere Gestaltung.

Die Verantwortung liegt heute bei allen Beteiligten: Fotograf, Bildvermittler (auch: Unsplash & Co.), Gestalter und Kunde. Bei den Gratiskollektionen gibt es diese Kultur (noch) nicht. Fotografen und Gratisanbieter geben keine Sicherheit. Das ist der Regel. Deshalb liegt die Verantwortung beim Gestalter und beim Kunde selbst. Gratis ist keine Garantie.

Möglichkeiten sinnvoll einsetzen

Wenn Layoutprogramme direkten Zugriff auf Stockfotos ermöglichen, dann ist das besonders bequem. Gestalter schätzen der bequeme und schnelle Zugriff. Kunden schätzen häufig das «kostenlos». Beide benötigen jedoch ein Wissen um die Einschränkungen und rechtlichen Stolpersteine. Nicht jedes Bild ist problematisch, aber manche sind es. Wenn es zu rechtlichen Problemen kommt, dann können Kläger häufig auf alle Beteiligten losgehen. Wer das vermeiden will, soll sich vorher informieren und eine Strategie für Bildeinkäufe aufstellen.

«Nachhaltigkeit» tönt nicht so sexy wie «kostenlos», aber es ist vielleicht sexier als man denkt.

Wenn Bilder etwas kosten und bei guten Quellen eingekauft werden, werden damit nicht nur Fotografen entlöhnt, sondern ebenfalls Nutzungsrechte geklärt. Die Lizenz soll eine Vergütung für die Aufwände, aber auch eine Absicherung für den Bildnutzer darstellen. «Nachhaltigkeit» tönt nicht so sexy wie «kostenlos», aber es ist vielleicht sexier als man denkt.


ProfiFoto: Tipps zur Panoramafreiheit

Wo darf man fotografieren und was darf man Fotografieren? ProfiFoto, das Magazin für Fotokultur und -technik, hat einen ausführlichen Beitrag mit Tipps zur Panoramafreiheit erstellt. Es werden viele rechtliche Aspekte für das Fotografieren und Vermarkten von Bildern erwähnt. Worauf soll man achten? Der Beitrag klärt viele Fragen.

Obwohl der Artikel vorwiegend auf die Situation in Deutschland verweist, gibt es auch Hinweise für andere europäische Länder und ebenso für die Schweiz.

Zum Beitrag

SAB bringt Preisempfehlungen 2019 heraus

Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Bildagenturen und -Archive (SAB) hat gerade eine neue Preisliste herausgebracht. Die «SAB Preisempfehlungen 2019» bieten auf 40 Seiten viele Informationen zu empfohlenen Lizenzgebühren für Rights Managed Bilder. Richtpreise für kommerzielle und redaktionelle Anwendungen lassen sich schnell ermitteln und sind nach Anwendungsbereichen aufgegliedert.

Die SAB Preisempfehlungen werden immer wieder auch als Referenz bei Rechtsstreitigkeiten über Lizenzgebühren in der Schweiz genutzt. Preise für Stockfotografie sind in jedem Land etwas anders und die Schweiz ist keine Ausnahme. Als Richtpreise sind diese Empfehlungen nicht verbindlich, sondern sie bieten eine reale Verhandlungsbasis zwischen Bildagentur und Bildeinkäufer.

Die Preisliste ist erhältlich in drei Sprachen (Deutsch, Französisch und Englisch) und kann direkt auf der SAB Website erworben werden.

sab-photo.ch

Dasselbe Bild, ein anderer Preis

Dasselbe Bild, ein anderer Preis

Es geht schon lange nicht mehr um die Fotografie


Auf der Suche nach einem geeigneten Bild für das Cover eines Magazins wurde ich unter anderem bei Getty fündig. Das Foto war für die anvisierte Verwendung perfekt. Für eine hochaufgelöste Datei und eine lizenzfreie Verwendung waren 500 Schweizer Franken angesetzt. Im Zeitalter von Microstock und Gratisbildern erscheint das viel Geld. Die Qualität jedoch überzeugt. Ein besseres Bild darf mehr kosten als ein Microstock-Angebot. Die bedeutendste Bildagentur weltweit versteht etwas von Fotos.

Wenn möglich kaufe ich jedoch nicht bei Getty ein. Sinnvoller erscheint, das Bild bei kleineren Bildagenturen einzukaufen, die häufig auch Zulieferer von Getty sind. So haben die Produzenten deutlich mehr vom Ertrag und sind weniger vom Giganten im Markt abhängig. Ausserdem interessiert es mich, ob der gleiche Fotograf oder die gleiche Agentur noch weitere interessante Bilder im Angebot hat, die es bei Getty nicht gibt. Wie findet man andere Bildquellen für ein Bild?

Reverse Image Search

Es gibt viele Wege alternative Bildquellen auf die Spur zu kommen. Eine davon ist die «umgekehrte Bildsuche» (englisch: Reverse Image Search). Das funktioniert wie folgt: Bei einigen Websites kann man nicht nur mit Suchbegriffen, sondern auch mit Bildern suchen. Man lädt ein Foto (Thumbnail, Screenshot, ein ähnliches Bild) hoch und mit den Merkmalen dieses Fotos wird eine Suche nach ähnlichen Bildern gestartet. Google bietet eine solche Option an (images.google.com) und auch die kanadische Firma TinEye (tineye.com) hat dafür eine sehr gute Suchmaschine.

Die Websites analysieren das hochgeladene Bild, erstellen einen kleinen digitalen «Fussabdruck» und vergleichen diesen mit bereits gespeicherten «Fussabdrücken» aus den eigenen Datenbanken. Es funktioniert sehr ähnlich wie eine Stichwortsuche, mit dem Unterschied, dass ein «Stichwort» oder «Fussabdruck» erst aus einem hochgeladenen Bild erstellt wird. Anschliessend werden Treffer gezeigt. Die Trefferlisten einer umgekehrten Bildsuche enthüllen wie und wo das Sujet genutzt wird. Eine solche Suche nach Bildverwendungen kann sehr hilfreich sein. Verstehe ich beispielsweise wie ein Bild oder eine Bildidee bereits genutzt wird, dann hilft mir diesen Einblick die eigenen Ideen abzugrenzen.

Das Resultat einer «umgekehrten Bildsuche» ist im Idealfall eine Liste mit Treffern desselben Bildes.

Getty verkauft dasselbe Bild zu unterschiedlichen Preisen

Geradezu schockiert war ich jedoch, als dasselbe Bild bei einer anderen Kollektion von Getty auftauchte. In der einen Kollektion verlangt Getty für das hochaufgelöste Bild CHF 500, auf der anderen Website kostet dasselbe Bild lediglich CHF 33.

Hemmungslos werden dieselben Werte teuer verkauft oder billig verhökert. Das hochpreisige Bild stammt von der Getty Website (Link). Die günstige Alternative stammt von iStockPhoto, einer anderen Kollektion von Getty (Link). Das Foto steht dort in der «Signature Collection». Die Bildgrösse ist identisch, ebenso sind es die Verwendungsrechte. Gleiches Produkt – aber ein unterschiedlicher Preis. Hier werden Kunden gnadenlos für dumm verkauft und über den Tisch gezogen. Es betrifft keine Einzelbilder, sondern ganze Serien.

Vom Wert eines Bildes

Firmen, die von Finanzmärkten und Investoren getragen werden, folgen ganz eigene Strategien. Das gilt auch für Getty Images. Dabei ist der Fotograf oder der Kunde nur Mittel zum Zweck. Geld steht zentral. Die Fotografie oder die Fairness den beteiligten Partnern oder Kunden gegenüber sind zweitrangig. Es wird nicht mit Ethik gehandelt, sondern mit harten Bandagen um Vorherrschaft und Gewinne gekämpft. Dasselbe geschieht nicht nur bei Getty – es ist ein verbindes Merkmal vieler Firmen, die von Fremdkapital getragen sind.

Der Wert eines Bildes ist bei diesen Firmen nicht so wichtig wie die möglichen Einnahmen in verschiedenen Kundensegmenten. Eine Kundschaft, die für gute Bilder bereit ist auch gutes Geld auszulegen, hofft man auf der Hauptseite von Getty anzutreffen. Es gibt jedoch auch andere Käufer. Längstens haben die Anzahl Bildverkäufe via Microstock-Agenturen die der Getty Hauptseite überflügelt. Für viele Kunden ist nicht das bessere Bild, sondern das billigere Bild ausschlaggebend. Ein ganz eigener Kundenstamm folgt dieser Maxime.

Marketing versucht auf die Bedürfnisse der verschiedenen Kundensegmente entsprechend einzugehen. Billige Bilder hier, teuere Bilder dort. Der qualitative Unterschied macht es oft aus. Es macht durchaus Sinn für verschiedene Kundensegmente unterschiedliche Produkte im Sortiment zu haben.

Mit der «Signature Series» für iStockPhoto wurde diese Differenzierung weiter ausgebaut. Die Bilder sind besser und auch etwas teurer. Sie sind nicht so teuer wie bei Getty auf der Hauptseite, aber sie sind trotzdem teurer als die Bilder der Standardkollektion. Mit einem solchen Angebot kann man bei Billigkunden «fischen» gehen. Man will die Leute abholen, die zwar bessere Bilder wünschen, aber nicht (mehr) auf der «teuren» Website einkaufen. Marketing-technisch ist das kein schlechter Schachzug, denn hier kann man die etwas grösseren Budgets wieder abholen. Zweifellos entspricht es auch einem Kundenbedürfnis.

Den Kunden verschaukeln

Wo führt das jetzt hin? Es wäre alles kein Problem, wenn man Bilder eigens für eine bestimmte Vermarktung reserviert. Weitgehend wird das auch so gehandhabt. Lizenzpflichtige Bilder werden nicht gleichzeitig mit einer lizenzfreien Lizenz angeboten. Das eine schliesst das andere aus. Gute Fotografien verdienen eine eigene Kundschaft, die auch bereit ist, für Qualität mehr Geld auf den Tisch zu legen. Dasselbe Bild aber hier für CHF 500 zu verkaufen und dort für nur CHF 33 anzubieten, das sehe ich als problematisch. Hier wird der Kunde verschaukelt.

Gleiches passiert auch auf andere Art. Bei Getty und anderen Firmen wird der Preis pro Markt festgelegt. Das ist nichts Neues. Wer in der Schweiz oder in England lebt und arbeitet, zahlt für dasselbe Produkt meist mehr als ein Kunde in USA oder Polen. Digitale Produkte haben keine Einfuhrzölle oder Transportkosten. Sie könnten überall gleich teuer oder günstig sein. Sie sind es aber nicht. Die zentrale Frage betrifft erneut die Gewinnmaximierung und lautet wie folgt: Wieviel ist ein Kunde in diesem oder jenem Markt bereit zu zahlen? Danach werden Preise eingestellt. Nicht mehr der Wert eines Bildes ist Ausgangspunkt, sondern das mögliche Budget des Kunden. Es wird ausserdem technisch alles daran gesetzt, dass man nicht in billigeren Märkten einkaufen kann (auf derselben Website bei der Bestellung beispielsweise ein anderes Land auswählt).

Ethik und Nachhaltigkeit in Kundenbeziehungen

Gibt es so etwas wie ein «nachhaltiger Bildeinkauf»? Oder ist billiger besser und gratis am besten? Hinter allen «günstigen» Konzepten stehen grosse Firmen und viel Geld. Für diese Firmen sind die Downloader das Produkt, genau wie bei den Social Media Plattformen. Die Realität ist nämlich diese: Es gibt keine gute Fotos, Websites oder Angebote, ohne jemand, der darin investiert. Das ist die Grundlage. Preise und Verdienst müssen sinnvoll gestaltet werden.

Wie man als Agentur seine Bilder vermarktet steht jedem frei. Auf derselben Grundlage aufbauend, kann die eine Firma sich für dieses, eine andere Firma für jenes Vertriebsmodell entscheiden. Beide können zu den Gewinnern gehören. Dieselben Bilder jedoch gleichzeitig für CHF 33 oder für ein 15-facher Preis anzubieten aber diese Unterschiede für den Kunden nicht transparent darzulegen, das hat mit Fotografie oder Angebot wenig mehr zu tun. Da geht es um Geschäftsethik.